Ausstellungen 2010  Freundeskreis Oelinghausen e.V.

 
   
Kloster Oelinghausen Dr. Hermann Josef Schmalor

26.09.2010
Zwei Meister ihres Faches, die Kupferstecher Johann Eckhard Löffler d.Ä. und Johann Heinrich Löffler d.J.


Ausstellung vom 26. September 2010 bis 31. Oktober 2010 im Klostergartenmuseum Arnsberg-Oelinghausen

Veranstalter: Freundeskreis Oelinghausen e.V. und Erzbischöfliche Akademische Bibliothek Paderborn


Vortrag zur Ausstellungseröffnung
von Dr. Hermann Josef Schmalor, Direktor der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek (EAB) in Paderborn


 
 

Zwei Meister ihres Faches – so lautet der Titel der kleinen Ausstellung, die heute eröffnet wird. Die beiden Meister sind Johann Eckhard und Johann Heinrich Löffler. Ihr „Fach“ ist die Kunst des Kupferstichs, eines der wichtigsten und exaktesten Vervielfältigungsmittel der Frühen Neuzeit, dessen Anfänge ziemlich genau in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden können. Im Laufe der Frühen Neuzeit entwickelte sich der Kupferstich zu einem sehr wichtigen Illustrationsmittel, da er vor allem bessere und präzisere Abbildungen hervorbrachte als der bis dahin gängige Holzschnitt und sich daher sehr gut für Buchillustrationen eignete.

Wie beim Holzschnitt auch war es Dürer, der die Kunst des Kupferstichs perfektionierte und Meisterwerke wie „Ritter, Tod und Teufel“ schuf. Nicht nur im Süden Deutschlands, sondern auch aus dem norddeutschen, bzw. westfälischen Raum sind bedeutende Kupferstecher zu nennen, etwa im 15. Jahrhundert Israhel van Meckenem, der Jüngere (* um 1440; † 1503), der in Bocholt arbeitete. Bereits von seinen Zeitgenossen wurde er als einer der bedeutendsten Meister dieser Kunstrichtung angesehen.

Für das 16. Jahrhundert sind aus unserer Heimat vor allem Heinrich Aldegrever, (geboren in Paderborn; gestorben um 1560 in Soest) und Antonius Eisenhoit aus Warburg zu nennen.

Bis zum 17. Jahrhundert wurde der Kupferstich so erfolgreich, dass er zusammen mit der Radierung den Holzschnitt, der nun als minderwertig galt, so gut wie verdrängt hatte.

Bedeutende Künstlerpersönlichkeiten lassen sich nun im 17. Jahrhundert als Kupferstecher ausmachen. Matthäus Merian und Wenzel Hollar gehörten zu den bekanntesten. Sogar der große Peter Paul Rubens, in Siegen geboren, betätigte sich in dieser Kunst. Es war die Zeit des Barock, als der Kupferstich seine höchste Blüte erlebte.

In diese große Zeit des Kupferstichs und in die Reihe der großen Namen dürfen sich durchaus gleichberechtigt auch die Brüder Löffler einordnen, die in einem bedeutenden Zentrum der Kupferstichkunst ihre Wirkungsstätte hatten, nämlich in Köln, das neben den Städten Augsburg, Nürnberg und Basel im deutschsprachigen Raum als einer der wichtigsten Orte der Buchkunst gelten kann: Johann Eckhard, der ältere der Brüder und Johann Heinrich, der Jüngere, der auch seine Arbeiten oft mit „Löffler iunior“ signierte.

Die Bedeutung der beiden Brüder für diese Stadt hebt Kardinal Meisner in seinem Grußwort zur Ausstellung, das im Begleitheft abgedruckt ist, völlig zu Recht hervor: „Die Löffler-Brüder haben in herausragender Weise künstlerisch zum blühenden kirchlichen Leben der rheinischen Metropole in ihrem Jahrhundert beigetragen.“
Wohl spielte sich ihr Schaffen über rund fünf Jahrzehnte in Köln ab, Ihre Wirkung jedoch ging weit darüberhinaus. Darauf vor allem will diese Ausstellung aufmerksam machen:

In der Tat wurde bislang die durchaus evidente Bedeutung der beiden nicht recht angemessen gewürdigt. Während über Johann Eckhard, also den Älteren, überhaupt kaum etwas zu erfahren war, gab es über seinen jüngeren Bruder, Johann Heinrich, zweifellos der bedeutendere, lediglich kurze Artikel in den gängigen Kunst- oder Künstlerlexika.
Auf der Suche nach ganzen Büchern, die sich mit den Löfflers beschäftigen, gibt man schließlich etwas frustriert auf, nachdem nach einer Reihe von durchsuchten Datenbanken schließlich bei Google-Booksearch ein 48-seitiges Heft auftaucht mit dem Titel: „Johann Heinrich Löffler“. Das allerdings ist nicht unser Kupferstecher, sondern ein thüringischer Heimatdichter gleichen Namens.

Im Bewusstsein dieses Mangels und in Kenntnis der Bedeutung der beiden Löffler-Brüder setzte Antonius Löffler aus Menden, der sich auch familiengeschichtlich durchaus nachvollziehbar mit den beiden Kölner Kupferstechern verbunden weiß, nachdrücklich dafür ein, den Rang seiner historisch fernen Namensvettern biographisch und künstlerisch ins rechte Licht zu rücken. Zugängliche Löffler-Freunde fand er schnell im „Freundeskreis Oelinghausen“. Hier bildete sich schnell ein Arbeitskreis, der nach zweijähriger Beschäftigung mit der Thematik neben dieser Ausstellung auch das erste Werk präsentieren kann, das sich ausschließlich der Geschichte der Löffler-Brüder widmet und erstmalig neben den verschiedenen biografischen und thematischen Beiträgen auch in einem umfangreichen Werkverzeichnis deutlich macht, dass unsere Löfflers neben der unbestrittenen Qualität ihrer Werke auch eine erhebliche Quantität aufzuweisen haben.
Dieses Begleitheft, eigentlich müsste man sagen „Begleitbuch“ mit über 100 Seiten, hält die Ergebnisse der Beschäftigung mit den Kupferstechern Löffler fest und dokumentiert sie auch für spätere Generationen. Das ist wichtig für die Nachhaltigkeit der Arbeit.

Ebenso wichtig aber erscheint es mir, Leben und Werk der bedeutenden Künstler in einer Ausstellung zu präsentieren. Hier ist die Gelegenheit gegeben, diesen Persönlichkeiten sehr nahe zu kommen, Leben und Werk auch sinnlich opulent wahrnehmbar zu machen, Geschichte lebendig werden zu lassen, vor allem natürlich durch Dokumente und Originalgegenstände, die vor rund 350 Jahren das Leben der Löffler-Brüder beeinflusst und mitgeprägt, die in deren Alltag eine mehr oder weniger bedeutende Rolle gespielt haben mögen. Sie beflügeln unsere Phantasie und lassen uns eintreten in die historische Sphäre und teilhaben an einer spannenden Erschließung einer längst vergangenen Welt.

Lassen Sie mich Ihnen, meine Damen und Herren, diese Ausstellung in ihren Grundzügen kurz vorstellen:

Das Bestreben des Arbeitskreises war es, zunächst die fundamentalen Daten zur Löfflerschen Familiengeschichte im 17. Jahrhundert herauszuarbeiten. Dieser Thematik widmet sich der erste Teilbereich der Ausstellung. Neben diesen grundlegenden biographischen Darstellungen ergaben sich zwei Bereiche, denen sich die Ausstellung (und auch das Begleitheft natürlich) in besonderem Maße widmet: einmal die Zusammenarbeit der Löfflerbrüder mit dem Kapuzinerpater und Schriftsteller Karl von Arenberg in seinen „Flores seraphici“, einem äußerst bemerkenswerten Kupferstichwerk zum Kapuzinerorden, zum zweiten die rund dreißig Jahre währende gemeinsame Kupferstichproduktion des jüngeren Löffler mit dem Paderborner Barockkünstler Johann Georg Rudolphi.

Ausschlaggebend für die Konzentration auf diese beiden Bereiche waren vor allem die noch vorhandenen, für eine Ausstellung attraktiven zeitgenössischen Originalstiche und Kupferplatten zu den beiden Hauptthemen der Ausstellung.

Zunächst also einige Bemerkungen zum biographischen Fundament:
Über die Kindheit und Jugend der beiden Brüder wissen wir so gut wie nichts, außer dass sie wohl aus Treysa, heute Teil der Stadt Schwalmstadt, einem nordhessischen, nicht weit von der Grenze zum kölnischen Sauerland gelegenen Städtchen, stammen. Wie sie nach Köln kamen, ist nicht mehr nachzuvollziehen, jedenfalls scheinen sie aber irgendwie durch das Sauerland gezogen zu sein – woher sonst? Der an sich nicht seltene Name Löffler taucht etwa in den sauerländischen Dörfern Dornbach, Bödefeld und Kirchhundem auch zeitnah auf. In Silbach scheinen später familiäre Bindungen entstanden zu sein.

Spätestens um 1630 erscheint Johann Eckhard Löffler mit einem ersten Kupferstich in Köln, der in einer von dem aus Lippstadt stammenden Pfarrer von St. Columba, Kaspar Ulenberg übersetzten Bibel verwendet wurde. In Köln lassen sich die Spuren der Löfflers konkreter verfolgen:
Bereits 1632 heiratete Johann Eckhard Löffler,1644 trat auch sein Bruder Johann Heinrich in Stand der Ehe, aus der zehn Kinder hervorgingen, von denen die jüngste Tochter Johanna Dorothea im Jahre 1720 ein sehr persönlich abgefasstes Testament hinterließ. Auszüge davon finden Sie in der Ausstellung.

Nun gehörten die Löfflers zu den angesehenen Familien in Köln. Die Quellen fließen jetzt reichlicher, so dass sich sogar ihre Wohnungen und Werkstätten in den besten Lagen des damaligen Köln lokalisieren lassen, sie lagen in der Severinstraße und der Bredestraße. In einer zeitgenössischen Darstellung von Köln aus dem berühmten Atlas von Johannes Gigas, einem heutigen Stadtplan durchaus ähnlich, lassen sich diese Adressen noch auffinden.

In diesem ersten Teil der Ausstellung finden Sie zahlreiche Dokumente zum Leben der Löfflers in Köln. Dazu gesellen sich einige Originalkupferstiche. Lassen Sie diese Werke auf sich wirken. Die Vitrinen sind absichtlich so gestellt, dass Sie auch die an den Wänden hängenden Stiche ganz aus der Nähe betrachten können.
Bis in die achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts sind Löffler-Werke bekannt. Genaue Todesdaten konnten bislang noch nicht ermittelt werden.

Kommen wir nun zu den beiden, beispielhaft ausgewählten Themenbereichen, an denen sich die Kupferstichkunst der Löfflerbrüder demonstrieren lässt:
Zunächst zu deren Hauptwerk, den „Flores seraphici“, zu deutsch „Seraphische Blumen“, des Kapuzinerpaters Karl von Arenberg. Der Ausdruck „seraphisch“ ist eine von den Seraphim, einer Engelgattung, abgeleitete Bezeichnung für den heiligen Franz von Assisi, seinen Orden und einige damit verbundene geistliche Gemeinschaften, wird also auch für die Kapuziner als einen franziskanischen Reformorden benutzt.

In diesen Flores Seraphici werden in einem großformatigen Band Biographien von Kapuzinern vorgestellt, die zwischen 1525 und 1580 gelebt haben. Herausragend sind die 191 ganzseitigen Kupferstiche, die Initialen und Vignetten am Beginn und Ende eines jeden Kapitels. Die Illustrationen wurden von Johannes Schot gezeichnet und von beiden Brüdern Löffler gestochen. Die Kontakte zu den beiden Kupferstechern hatte der Verfasser Karl von Arenberg geknüpft, der sie für die Illustrationen seines Monumentalwerkes gewinnen wollte. Er selbst, Mitglied des bedeutenden Adelsgeschlechtes derer von Arenberg, hatte die Biographien seiner im 16. Jahrhundert wirkenden Mitbrüder verfasst.

Karl von Arenberg wurde 1591 geboren und erhielt den Vornamen Anton. Sein Lebensweg vollzog sich zunächst in jenen Bahnen, die für junge Prinzen und Adelige damals üblich waren. Das Testament der Eltern sah für ihn eine reichliche Ausstattung mit Besitztümern, vor allem Ländereien in den Ardennen vor. Als Neunzehnjährigen finden wir ihn auf einer sogenannten damals üblichen Kavaliersreise durch Deutschland, danach taucht er am Brüsseler Hof in hoher Stellung auf. Er liebte Schmuck und teure Kleider, sammelte aber auch schon leidenschaftlich schöne Bilder und vor allem auch Bücher. Nach der existenziellen Wende in seinem Leben, die im Jahre 1616 erfolgte und wahrscheinlich mit dem Tod seines Vaters in Zusammenhang stand, trat er 1624 dem Kapuzinerorden bei: Aus dem Prinzen Anton von Arenberg wurde nun schlicht Pater Karl. Von den politischen Wirren des Dreißigjährigen Krieges blieb auch er nicht verschont. Danach plante und baute er das Kapuzinerkloster in Brüssel, wo er 1669 auch starb und begraben wurde.

Ihm verdanken wir also dieses für einen Bettelorden, wie es die Kapuziner sind, fast schon allzu opulent ausgestattete, äußerst repräsentative Prachtwerk, dessen Kupferstiche auch in erweiterter Form und erheblich größerem Format mit den Biographien in einer eigenen Kartusche als Einzelblätter gedruckt wurden und von denen eine kleine Auswahl in der Ausstellung auch gezeigt werden kann. Von den Büchern, den Exemplaren dieses Werkes selbst gibt es heute nur noch wenige Einzelstücke. Denn bereits zwei Jahre nach dem Druck ging eine größere Anzahl der Exemplare während des Transports nach Spanien bei einem durch einen Sturm verursachten Schiffbruch am 22. Juni 1643 im Meer unter. Es ist daher durchaus bemerkenswert, wenn in unserer Ausstellung gleich drei Exemplare verschiedener Provenienzen gezeigt werden können.

Der zweite thematische Bereich der Ausstellung ergibt sich aus der Verbindung von Kupferstecher und Entwurfszeichner. Die Zusammenarbeit ist in diesem Falle durch ein echtes „Teamwork“ von zwei unterschiedlichen Künstlern getragen, die auf Veranlassung von Dritten (etwa dem Paderborner Jesuitenkolleg wie in unserem Falle) von Fall zu Fall tätig werden.

Diese Konstellation ist gegeben bei der Zusammenarbeit des bedeutenden Paderborner Barockmalers Johann Georg Rudolphi mit Johann Heinrich Löffler. Johann Eckhard, also der ältere Bruder, ist hier nicht beteiligt.

Rudolphi wurde 1633 in Brakel bei Höxter geboren, besuchte zunächst seit 1646 das Gymnasium, ab 1649 in Paderborn die Universität der Jesuiten. Danach verliert sich seine Spur an der Universität bald. Jedoch bereits 1654 schuf Rudolphi sein erstes Werk für seine ehemalige Universität, ein sogenanntes Thesenblatt. Für Rudolphi war dieser erste Entwurf von 1654 gleichzeitig auch der erste Kontakt mit Johann Heinrich Löffler, der sich in der Regel als „Löffler junior“ in zahlreichen späteren gemeinsamen Arbeiten verewigte. Für seine Zeichnung erhielt Rudolphi 4 Reichsthaler, während Löffler für das Stechen 32 Reichstaler, also das Achtfache, verbuchen konnte. Diese deutliche Differenz in der Bezahlung entspricht dem Brauch der damaligen Zeit; der künstlerische Entwurf eines Werkes stand in der finanziellen Wertschätzung weit hinter der des technisch-handwerklichen Könnens zurück.
Das letzte Werk von Rudolphi lässt sich in das Jahr 1692 datieren. Ein Jahr später starb er.

Aus seinem Gesamtwerk werden hier in der Ausstellung die druckgrafischen Entwürfe, die in Zusammenarbeit mit Löffler junior entstanden, ausführlich vorgestellt.

Da gibt es zunächst Titelblätter von Büchern, eine für das 17. Jahrhundert typische Schmuckform. Hier sind es vor allem Werke des damaligen Paderborner Generalvikars Laurentius van Dript, die in einer Hochvitrine ausgelegt sind.

Künstlerisch bedeutender sind die Illustrationen in Repräsentationsschriften, die nicht nur jeweils einen Kupferstich als Titelblatt enthielten, sondern durchweg ein bis in die kleinsten Einzelheiten durchkomponiertes Bildprogramm aufwiesen, das sowohl an den Entwurfszeichner wie auch an den ausführenden Kupferstecher besondere Anforderungen stellte. Aus der Zusammenarbeit zwischen Rudolphi und Löffler junior entstand so etwa das komplette Illustrationsprogramm zweier Fest- oder Huldigungsschriften. Die Paderborner Jesuiten, bzw. die Universität, pflegten hochgestellten Persönlichkeiten bei festlichen Anlässen zu gratulieren, indem sie meist in Form eines Buches ein kostbar gebundenes und reich illustriertes Gedicht herausgaben, wobei es nicht so sehr auf den panegyrischen Text, sondern auf die ansprechende, edle und kostbare bildliche Darstellung der Verdienste und Charaktereigenschaften der Gefeierten ankam. Zwei Paderborner Fürstbischöfe, Ferdinand von Fürstenberg und dessen Nachfolger Hermann Werner von Wolff-Metternich, durften sich jeweils beim feierlichen Amtsantritt über ein solches „Gedicht“ der Jesuiten freuen.

Als Ferdinand von Fürstenberg im Jahre 1661 zum Bischof von Paderborn gewählt worden war, widmeten ihm die Jesuiten eine Festschrift mit dem Titel „Catena aurea“ Diese (übersetzt) „goldene Kette“ besteht aus acht Ringen. Jeder Ring beinhaltet eine Huldigung an den Fürstbischof etwa als Mitglied einer bedeutenden Adelsfamilie, als Förderer des Glaubens und der Wissenschaften oder als Beschützer der Paderborner Universität. Jedem dieser Ringe ist ein emblematischer Kupferstich zuzuordnen, gezeichnet von Rudolphi, gestochen von Löffler junior.

Die zweite von Löffler junior und Rudolphi gemeinsam gestaltete Festschrift war dem Nachfolger Ferdinands gewidmet, dem Fürstbischof Hermann Werner von Wolff-Metternich, zum Amtsantritt im Jahre 1684 mit dem Titel „Hercules“. Die Huldigungsstiche dieser Festschrift zeigen Sternbilder, die den Fürstbischof symbolisch am Sternenhimmel vertreten und sich auf dessen Tugenden und Fähigkeiten beziehen.

Ein weiteres bedeutendes Feld für Kupfersticharbeiten bot sich bei den sogenannten meist großformatigen Thesenveröffentlichungen.

Im akademischen Betrieb der früheren Jahrhunderte war es üblich, dass die Schüler oder Studenten meist in feierlichen Disputationen öffentlich in Rede und Gegenrede die Lehrmeinungen ihrer Professoren (Thesen) verteidigen mussten, um zu den akademischen Graden (Bakkalaureat, Lizenziat, Doktorat) zu gelangen. Dazu wurden oft prächtig ausgestattete Plakatdrucke hergestellt, bei denen die Thesen vielfach von opulenten Kupferstichrahmen umgeben wurden. Aus der Zusammenarbeit zwischen Löffler junior und Rudolphi sind zwei dieser großformatigen Blätter bekannt. Diese beiden kunstvoll angelegten Blätter bestehen zum einen aus der grafischen Gestaltung (Kupferstich) und zum anderen aus dem Text, der die Namen der veranstaltenden Professoren und der disputierenden Studenten sowie den Wortlautlaut der zu verteidigenden Lehrsätze (Thesen) enthielt. Da die Kupfersticharbeiten teuer und aufwändig waren, die Texte jedoch lediglich für eine einzige Veranstaltung geschrieben wurden, benutzte man die grafische Umgebung öfter, manchmal über Jahrzehnte hinweg, für immer wieder neue Texte, die in den Kupferstich einmontiert wurden.

Für die Entwürfe der Thesenblätter und deren Umsetzung auf die Kupferplatte ist sowohl Rudolphi wie auch Johann Heinrich Löffler eine „künstlerische Spitzenstellung“ zu bescheinigen.

Als ganz besondere Exponate in dieser Ausstellung sind sicherlich die Original-Kupferplatten anzusprechen, alle von Rudolphi entworfen und von Löffler junior gestochen - mit den Illustrationen aus den soeben vorgestellten Festschriften für die beiden Paderborner Fürstbischöfe.

In den Sammlungen des Paderborner Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens haben sich insgesamt 11 dieser Kupferplatten erhalten und werden nun erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt.

Zur Festschrift für Ferdinand existieren noch vier der kleinen emblematischen Platten. Für die zweite Festschrift von 1684 gibt es heute noch von allen Huldigungsstichen und vom Titelblatt auch die Kupferplatten.
Da beide Festschriften als Buch heute nur noch als Fragmente vorhanden sind, können dank dieser noch vorhandenen Kupferplatten diese beiden kulturgeschichtlich sehr bedeutenden Huldigungswerke an die beiden Paderborner Fürstbischöfe zumindest in den Illustrationen komplett rekonstruiert werden.
Aus Anlass der Ausstellung wurden von den elf Kupferplatten Neuabzüge nach altem Verfahren hergestellt, die zu den Platten gelegt wurden. So sieht man sehr schön, wie Bild und Spiegelbild sich zueinander verhalten.

In der relativ langen Zeit von ziemlich genau dreißig Jahren (1654-1684), in denen Johann Georg Rudolphi und Johann Heinrich Löffler zusammenarbeiteten, sind also zahlreiche künstlerisch hochwertige und handwerklich hervorragend gemachte Kupferstiche entstanden. Rudolphi hat im Laufe seiner Künstlerkarriere mit den verschiedensten Kupferstechern zusammengearbeitet, keiner jedoch hat so viele seiner Arbeiten gestochen wie Löffler junior: Insgesamt sind derzeit 21 Arbeiten bekannt, die aus dieser Verbindung stammen.

Meine Damen und Herren, nun sind wir eigentlich am Ende unserer Ausstellung „Zwei Meister ihres Faches“. Ich möchte jedoch nicht schließen, ohne auch auf den für die Ausstellung nicht ganz unwichtigen dritten Meister, besser gesagt die dritte Meisterin hinzuweisen. Die Technik des Kupferstiches in Worten zu beschreiben, ist fast so, als wenn ein Blinder über Farben reden soll. Es ist daher ein besonderes Verdienst des Freundeskreises Oelinghausen, die Paderborner Künstlerin Christine Steuernagel gewonnen zu haben, die Ausstellung mit ihren modernen Arbeiten zu bereichern, vor allem aber auch, die Technik des Tiefdruckes an ihrer eigenen Presse zu demonstrieren. Darüber hinaus hat sie einer zentralen Thematik der Ausstellung, nämlich dem Werk des Karl von Arenberg „Flores seraphici“ eine von ihr speziell für diesen Anlass entworfene Grafik gewidmet, die den großen Bogen von der geschichtlichen Situation vor rund 350 Jahren in unsere Zeit hinein schlägt und sich als künstlerische Würdigung der beiden Löffler-Brüder versteht. Diese Grafik können Sie erwerben. Frau Steuernagel hat ihr Atelier im Klosterkeller aufgebaut und wird gleich im Anschluss (16.00 Uhr steht im Programm) ihre Kunst präsentieren.

Ihnen allen wünsche ich noch viel Freude und Vergnügen beim Rundgang sowohl im Museum als auch im Klosterkeller-Atelier. Ich bedanke mich für Ihre Geduld und Ihre Aufmerksamkeit.

 
     

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